Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Mitarbeitervertretungen vom 18.-20. November in Berlin
Kirchliche Mitarbeiter beklagen "Kommunikationsdefizite"
Berlin (KNA) "Erhebliche Kommunikationsdefizite innerhalb der kirchlichen
Dienstgemeinschaft" haben die Vertreter der Mitarbeiter beklagt.
Inhaltliche Diskussionen mit den Bischöfen und Generalvikaren über
Auffassungen der Mitarbeiter kämen nur sehr schwer zustande, sagte
der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen
im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz (BAG MAV), Günter Däggelmann,
am Donnerstag in Berlin nach der Mitgliederversammlung des Gremiums
in einem Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Auch wenn der kirchliche Sonderweg im Arbeitsrecht unter den Mitarbeitern
grundsätzlich nicht umstritten sei, vermisse er eine innerkirchliche
Strukturdebatte über eine zeitgemäße Form der Interessenvertretung,
so Däggelmann.
Der von den katholischen Bischöfen vorgelegte zweite Entwurf einer
neuen Rahmenordnung für die Mitarbeitervertretungsordnungen ist
nach Einschätzung der BAG "eher ein Rückschritt für
die Mitarbeiterseite". So werde die Mitwirkung der MAVs in wirtschaftlichen
Angelegenheiten ihrer Einrichtun-gen eingeschränkt und ihr Initiativrecht
bei den Tarifgremien abgeschafft. Eine Wiedereingliederung langjährig
für die MAV-Arbeit freigestellter Mitarbeiter ins Berufsleben sei
nicht vorgesehen; dies sei für die Bereitschaft zur Übernahme
einer solchen Aufgabe "nicht förderlich", meinte Däggelmann.
Er kritisierte weiter, in dem Entwurf würden die Maßnahmen
zur Beschäftigungssicherung nicht in die Mitbestimmung eingebunden,
sondern nur einer unverbindlichen Verfahrensregelung unterworfen. Generell
problematisch an dem Zustandekommen der neuen Ordnung sei der Umstand,
dass "der Dienstgeber faktisch zugleich der Gesetzgeber" sei.
- Die Rahmenordnung soll nach einer Anhörung 2003 von der Bischofskonferenz
verabschiedet werden. Auf ihrer Grundlage erfolgen dann neue Re-gelungen
in den 27 deutschen Bistümern.
Neuer Bundesvorstand
Die Mitgliederversammlung bestätigte Däggelmann als Vorsitzenden
der BAG. Neu in den Vorstand gewählt wurde Andreas Jaster aus dem
Erzbistum Berlin. Angesichts der Finanznöte des Erzbistums sind
dort in den nächsten Jahren nach Einschätzung Jasters "massive
Auseinandersetzungen" zu befürchten. In der Vergangenheit
hätten Konflikte meist friedlich gelöst werden können.
Der Beratungsbedarf der Mitarbeiter werde die Möglichkeiten der
MAV künftig wahrscheinlich übersteigen. - Die BAG vertritt
nach eigenen Angaben etwa 600.000 Mitarbeiter aus rund 30.000 katholischen
Einrichtungen. Mehr als 80 Prozent sind im Bereich der Caritas beschäftigt.
Kostendruck bei Pflege
Am Mittwoch hatte Bundespräsident Johannes Rau die 52 Vertreter
der BAG-Mitgliederversammlung im Schloss Bellevue empfangen. Däggelmann
forderte den Bundespräsidenten auf, seinen Einfluss geltend zu
machen, damit ethische und christliche Aspekte Vorrang vor der Kostendiskussion
behielten. Zugleich warnte er vor weiter wachsendem Kostendruck im Pflegebereich.
Die anhaltende Kostendiskussion verstärke die ethische Frage nach
der menschlichen Dimension von Pflege, sagte Däggelmann. Die Fixierung
auf Kostenfragen, die anhaltende Verdichtung der Arbeit und Zeitbegrenzung
wirkten sich auch auf die Motivation dieser Mitarbeiter aus. Die Kosten-Nutzen-Analyse
dürfe die Debatte um die Pflege nicht dominieren. Nachdrücklich
warnte der BAG-Vorsitzende vor einer "neoliberalen Marktwillkür"
im Pflegebereich; der Staat dürfe sich aus diesem Bereich nicht
verabschieden.