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Deutscher Orden zahlungsunfähig

Pressestimmen:


Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbandes

01. Dezember 2000

Sozialunternehmen des Deutschen Ordens ist nicht Mitglied des Deutschen Caritasverbandes

FREIBURG. Der Deutsche Orden, Körperschaft des öffentlichen Rechts (K.d.ö.R.), Träger zahlreicher sozialer Einrichtungen, ist nach eigenen Angaben in erhebliche Liquiditätsprobleme geraten. Das führt dazu, dass in einer Reihe von Einrichtungen die Gehälter für den Monat Dezember und die Weihnachtsgelder nicht ausbezahlt werden können.

Der Deutsche Caritasverband bedauert diese Entwicklung. Er betont jedoch, dass der Deutsche Orden K.d.ö.R. kein Mitglied des Deutschen Caritasverbandes ist. Dies hat der Zentralvorstand des Deutschen Caritasverbandes anlässlich seiner Herbstsitzung im Oktober in Erfurt ausdrücklich festgestellt. Weder der Deutsche Caritasverband noch die Diözesan-Caritasverbände haben hier ein Aufsichts- und Kontrollrecht über den Deutschen Orden K.d.ö.R. Die verbandliche Caritas kann daher nicht für Entwicklungen haftbar gemacht werden, die sie in keiner Weise beeinflussen oder gar steuern konnte.

Der Deutsche Orden K.d.ö.R. hat sich wiederholt um eine Mitgliedschaft im Deutschen Caritasverband bemüht. Diesem Ansinnen hat der Deutsche Caritasverband nicht entsprochen, insbesondere deshalb, weil der Deutsche Orden K.d.ö.R. nicht über Aufsichtsstrukturen verfügt, die für ein Sozialunternehmen dieser Größenordnung dringend erforderlich sind. Der Zentralrat des Deutschen Caritasverbandes hat kürzlich erneut deutlich gemacht, dass für die Aufnahme in den Deutschen Caritasverband die Erfüllung des Gesetzes über die Transparenz und Kontrolle im Unternehmensbereich (KonTraG) zwingende Voraussetzung ist.

Die Krise des Deutschen Ordens K.d.ö.R. stellt möglicherweise die soziale Versorgung derjenigen in Frage, die auf seine Dienste angewiesen sind und gefährdet Arbeitsplätze. Der Deutsche Caritasverband hofft, dass es dem Deutschen Orden K.d.ö.R. gelingt, die Finanzsituation zu entschärfen oder Einrichtungen in bewährte Trägerstrukturen der Diözesen oder der verbandlichen Caritas zu überführen. Die verbandliche Caritas ist bereit, bei der Suche nach Lösungen für die betroffenen Menschen mitzuwirken.

Rückfragen: Generalsekretär Prof. Dr. Georg Cremer, Tel. 07 61 / 2 00 &endash; 2 16, Fax: - 5 09, e-Mail: Georg.Cremer@caritas.de


Süddeutsche Zeitung vom 01.12.2000 Bayern

Die auch vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber unterstützte Körperschaft des öffentlichen Rechts hat sich offenbar übernommen - Deutscher Orden zahlungsunfähig - Katholische Organisation kann seinen 5500 Beschäftigten die Dezember-Gehälter nicht mehr überweisen / Von Monika Maier-Albang und Matthias Drobinski

München - Prior Gottfried Keindl zeigt Mitgefühl. "Ich weiß, wie notwendig jeder von Ihnen das Geld vor Weihnachten braucht", schreibt er seinen Mitarbeitern. Doch leider sei es ihm nicht gelungen, "die notwendigen Finanzmittel zur Sicherung des Weihnachtsgeldes aufzubringen". Schlimmer noch: Auch das Dezembergehalt wird für die 5500 Beschäftigten des Deutschen Ordens ausfallen. Der Träger von 120 Krankenhäusern, Drogenberatungsstellen, Behinderten- und Altenheimen ist nach eigenen Angaben zahlungsunfähig.

Noch zu Beginn der Woche hatte der katholische Orden dies dementiert; die vom Spiegel genannte Zahl von 280 Millionen Mark Schulden sei "unseriös". Die genaue Höhe der Verbindlichkeiten kann aber auch Ordens-Sprecher Michael Graf nicht nennen, es habe jedenfalls "hohe Anlaufverluste" bei Einrichtungen gegeben, die der Orden übernommen habe. Bis zuletzt sei mit den Banken verhandelt worden - "wenn das geklappt hätte, wäre es nicht so weit gekommen".

Doch so endet nun eine vielfach bewunderte Erfolgsgeschichte im Desaster.

Die hatte mit 250 000 Mark Startkapital begonnen, die Anfang der 90er Jahre der Trierer Caritas-Manager Hans-Joachim Doerfert dem umtriebigen Ordensmann und Ex-Polizeiseelsorger Gottfried Keindl lieh - jener Doerfert, der sich vor dem Koblenzer Landgericht wegen Untreue in Millionenhöhe verantworten muss. Keindl machte den überalterten Deutschen Orden zu einer professionellen Trägergesellschaft, unterstützt vom Ex-Manager Werner Conrad. 1998 zogen die Nachfahren der Ordensritter von Frankfurt am Main ins bayerische Weyarn. In Bayern hatte Keindl einen wichtigen Förderer: Ministerpräsident Edmund Stoiber. Er ist "Familiar" des Ordens, gehört also zum exklusiven Unterstützerkreis, dessen Mitglieder bei feierlichen Anlässen einen schwarzen Samtmantel mit weißem Kreuz tragen dürfen. Stoiber sorgte dafür, dass der Freistaat dem Orden schnell den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verlieh - nun war die Gemeinschaft von Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit, Bankkredite flossen einfacher.

So gefördert, entstand ein Sozial-Imperium, das vor allem in Bayern kaufte, was sich kaufen ließ: Krankenhäuser, die alt gewordene Nonnen nicht mehr führen konnten, Altenheime, die als unrentabel galten, Drogeneinrichtungen wie Daytop. Alles, was die geschäftstüchtigen Ordensmänner anpackten, schien zu Gold zu werden - ausgewiesene Gewinne vervielfältigten sich, von 1993 bis 1999 stieg der Umsatz von unter 50 Millionen auf fast 500 Millionen. Die Konkurrenz beobachtete dies mit einer Mischung aus Furcht, Neid und Bewunderung.

Doch das Bild von den erfolgreichen und doch ethisch verantwortlichen Sozialmanagern bekam immer mehr Kratzer. Mancher Ex-Träger beklagte sich, bei Verhandlungen über den Tisch gezogen worden zu sein, Mitarbeiter vermissten christliches Profil und kritisierten den luxuriösen Lebensstil der Ordensoberen. Zunehmend scheiterten die ehrgeizigen Projekte oder gerieten in die Krise: Kliniken blieben unterbelegt; das Land wollte eine ordenseigene Hochschule in Augsburg nicht fördern - doch es war schon Personal angestellt. Ein Gestüt musste ebenso verkauft werden wie die beiden Firmenflieger. Im Mai wurden schon einmal die Gehälter zu spät ausgezahlt, ein Versehen der Bank, wie es damals hieß.

"Nun haben sich die Anlaufverluste zugespitzt", sagt Ordens-Sprecher Graf. Im Klartext: Der Deutsche Orden hat sich übernommen, ist zu schnell und unkontrolliert gewachsen, was Kritiker auch schon mal "Größenwahn" nennen. Zum ersten mal in der bundesdeutschen Geschichte ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts pleite - ohne dass sie Konkurs anmelden könnte, eine rechtlich komplizierte Situation. Das Wort Pleite mag Graf nicht so sehr: "Der Betrieb in den Einrichtungen wird weiter gehen". Es werde Entlassungen geben, "aber nicht in dramatischem Ausmaß". Man hoffe jetzt auf eine Ausfallbürgschaft des Landes oder der Kirche.

Von der Staatskanzlei war dazu keine Auskunft zu erhalten, von der Kirche schon. Valentin Doering, der Leiter des Katholischen Büros in Bayern sagte, dass die bayerischen Bistümer sich "vermutlich zurückhalten" werden. Der Orden arbeitet außerhalb der Kontrolle der deutschen Bistümer. Und in den bayerischen Diözesen haben sich die oft aggressiv und arrogant auftretenden Ordensleute keine Freunde gemacht. "Wir sehen keine Möglichkeit, dem Deutschen Orden unter die Arme zu greifen", sagt Landescaritasdirektor Karl-Heinz Zerle.


Frankfurter Rundschau 01.12.2000

Klinikträger Deutscher Orden zahlungsunfähig

WEYARN, 30. November (kna/dpa). Der Deutsche Orden (DO) mit bundesweit 5500 Beschäftigten in sozialen Einrichtungen und Krankenhäusern ist derzeit zahlungsunfähig. Weder die Gehälter noch das Weihnachtsgeld für die Mitarbeiter in den rund 120 Einrichtungen könnten ausbezahlt werden, bestätigte die DO-Zentrale am Donnerstag im oberbayerischen Weyarn. Die genaue Höhe der Verbindlichkeiten wurde nicht genannt.

Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur sollen sich die kurzfristig benötigten Finanzmittel auf mindestens 15 Millionen Mark belaufen. Der Deutsche Orden hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche soziale Einrichtungen von Ordensgemeinschaften und anderen Trägern übernommen. Der nach eigenen Angaben als Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht konkursfähige Deutsche Orden bat in einem "Appell" den Freistaat Bayern und die Kirche um Unterstützung, um die Versorgung von Patienten sicher zu stellen.


Kölnische Rundschau

Deutscher Orden zahlungsunfähig

5500 Mitarbeiter zittern um Gehalt und Weihnachtsgeld

Weyarn. Auf ihr Novembergehalt und das Weihnachtsgeld warten in diesen Tagen 5500 Mitarbeiter in Einrichtungen des Deutschen Ordens. Die Deutschen Ordenswerke, die sich in 120 Krankenhäusern,Behinderten-und Senioreneinrichtungen engagieren, gaben gestern an ihrem Sitz im oberbayerischen Weyarn ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt.

Michael Graf, Sprecher des Ordens, beeilte sich jedoch zu sagen: "Der normale Betrieb in den Krankenhäusern bleibt in jedem Falle gewährleistet."

Schon vor Monaten gab es verschiedene Berichte über die prekäre Finanzlage des Ordens. Damals hatte er Probleme eingestanden, die Unternehmen seien jedoch "strukturell gesund".

Ursache der Zahlungsprobleme, so der Orden jetzt, seien Anlaufschwierigkeiten bei verschiedenen Kliniken, die sich auf Naturheilverfahren spezialisiert haben. Auch im internationalen Engagement, so Graf, "haben wir uns offenbar zu weit aus dem Fenster gelehnt."

Jetzt setzt der Deutsche Orden auf Hilfe vom Freistaat Bayern. "Wir rechnen stündlich mit einer Landesbürgschaft", erklärt Graf. Es liege ein Sanierungskonzept vor, das von den Banken und dem eingeschalteten Consulting-Unternehmen als tragfähig erachtet werde.

Schon 1999 sei die Klinik in Bad Orb geschlossen worden, im Juli sei Höhenkirchen gefolgt. Jetzt werde man sich von der hauseigenen Akademie und kleinen Fachkliniken trennen.

Zunächst seien 30 Kündigungen geplant. Nicht betroffen seien gesunde Betriebe, die schwarze Zahlen schrieben. Zu ihnen zählt auch das St. Franziskus-Krankenhaus in Köln-Ehrenfeld sowie andere Einrichtungen in der weiteren Umgebung Kölns.

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts ist der Deutsche Orden nicht konkursfähig. Selbst wenn die Bürgschaft des Landes Bayern ausbleibe, rechne der Orden mit staatlicher Unterstützung. Graf: "Ein anderes Szenario ziehen wir nicht in Betracht."

Das Novembergehalt solle so bald wie möglich gezahlt werden. Eventuell könnte aber ein Teil des Weihnachtsgeldes erst nächstes Jahr folgen.

shn


Augsburger Allgemeine Freitag, 01.12.2000

Deutscher Orden zahlt keine Gehälter

Mitarbeiter bekommen vorerst auch kein Weihnachtsgeld - Bürgschaft bei Kirche und Land beantragt

Dillingen (vN). Die Liquiditätskrise des Deutschen Ordens nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Nachdem zugesagte Finanzmittel nicht bei den Banken eingetroffen sind, sieht sich der Orden außer Stande, Gehälter und Weihnachtsgelder zu bezahlen. Darüber wurden gestern die Mitarbeiter durch Prior P.

Gottfried Kaindl informiert. Die Banken hätten aber, so Pressesprecher Michael Graf gegenüber der DZ, die Patientenversorgung in den Häusern gewährleistet. Betroffen sind unter den insgesamt 5500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 120 sozial- karitativen Einrichtungen auch rund 400 im Dillinger 240-Betten-Krankenhaus St. Elisabeth und 220 im 120- Bettenhaus St. Josef in Buchloe.

Bereits vor zwei Tagen wurden die Mitarbeiter in einem @mail aus der Ordenszentrale in Weyarn darüber informiert, dass es weder Gehälter noch Weihnachtsgeld gibt und der Gesundheitskonzern in Verhandlungen mit Freistaat und Kirche eingetreten sei, "mit der dringenden Bitte um Hilfe". Am gestrigen Mittwoch gegen Mittag trudelte dann ein Brief des Priors Gottfried Kaindl in Dillingen ein. Darin schreibt der Ordens- Obere: "Die Liquiditätskrise der Ordenswerke hat in den letzten Wochen und Monaten unsere Aktivitäten in der Zentrale in Weyarn bestimmt. Um Ihnen Ihr Weihnachtsgeld und Ihr Gehalt zu sichern, habe ich große Anstrengungen unternommen, zusätzliche Finanzmittel zu besorgen".

Kreditlinie ausgereizt

Dies sei ihm aber nicht gelungen, so der Prior weiter. Von Freunden des Ordens, so Pressesprecher Michael Graf, seien 15 Millionen Mark zugesagt worden. Dieses Versprechen sei aber nicht eingehalten worden, das Geld nie bei den Banken angekommen, andererseits die Kreditlinie des Hauses ausgereizt. Prior Kaindl bestätigt, dass er Kirche und Land um eine Ausfallbürgschaft gebeten habe. Zur Zeit könnten nur die notwendigsten Mittel "für Essen und Material" zur Verfügung gestellt werden.

"Eine Dürreperiode"

In einer Pressemitteilung der Geschäftsführung der Deutsch- Ordensweke vom gestrigen Nachmittag heißt es: "Trotz eines Sanierungskonzeptes, das in den letzten Wochen zusammen mit einer Consulting- Firma und mit den Banken abgestimmt wurde, und in dem den Deutsch-Ordenswerken eine tragfähige Basis für die Zukunft bescheinigt wird, kam es zu einem Liquiditätsengpass... Die Geschäftsführung ist überzeugt, dass die Ordenswerke überleben können, wenn Land, Kirche und beteiligte Banken an einem Strang ziehen". Michael Graf gestern zur DZ: "Es geht nur darum, eine Dürreperiode zu überbrücken, für das nächste Jahr sind wieder Millionengewinne prognostiziert." Er sprach von einer "paradoxen Situation eines im Grunde gesunden Unternehmens". Die Banken hätten dem Orden auch kein zeitliches Limit gesetzt, machten dies aber von einer Bürgschaft des Landes oder der Kirche abhängig.

Auf Nachfrage unserer Zeitung machte Graf deutlich, dass der Orden als Körperschaft des öffentlichen Rechts gar nicht in Konkurs gehen könne, sondern nur zahlungsunfähig werde. Die Frage, ob der Orden die Situation verharmlost habe, verneinte Graf: "Es wurde nicht va banque gespielt, sondern alle Drähte sind heiß gelaufen, um Hilfe vor Ort zu leisten, weil wir große Sorge um unsere Mitarbeiter haben". Michael Graf wusste aber von "ersten positiven Signalen aus München". Derweil gehen die Dillinger Mitarbeiter auf die Barrikaden, wollen über einen Fachanwalt alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und Mahnbescheide erwirken, wenn nächsten Monat immer noch kein Geld kommt. Gleichzeitig ist aus Mitarbeiterkreisen zu hören, dass die Patientenversorgung voll gewährleistet sei, denn für die Beschäftigten stehe "Der Mensch im Mittelpunkt", wie es dem Ordensmotto entspreche.


Nürnberger Nachrichten

5500 Mitarbeiter warten auf Geld

Deutscher Orden zahlungsunfähig - Das Erzbistum lehnt Finanzhilfe ab - Kritik an "sinnlosen Investitionen"

WEYARN - Der mit 120 sozialen Einrichtungen international tätige Deutsche Orden ist zahlungsunfähig.

Den 5500 Mitarbeitern in Krankenhäusern, Behinderten- und Senioreneinrichtungen kann derzeit weder das Gehalt noch das Weihnachtsgeld ausbezahlt werden. Das teilten die Deutsch-Ordenswerke an ihrem Firmensitz im oberbayerischen Weyarn (Landkreis Miesbach) mit.

Der als Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht konkursfähige Deutsche Orden bat in einem "dringenden Appell" den Freistaat und die Kirche um Unterstützung, um die Versorgung von Patienten und Bewohnern in den Einrichtungen sicher zu stellen.

Beim Bistum abgeblitzt

Beim Erzbistum München-Freising ist der mehr als 800 Jahre alte Ritterorden bereits abgeblitzt. Es handele sich beim Deutschen Orden um einen so genannten "Exemterorden päpstlichen Rechtes", der nicht der Aufsicht durch den Ortsbischof unterliege, so ein Ordinariats-Sprecher mit. Insbesondere in wirtschaftlichen Fragen arbeite der Orden außerhalb kirchlicher Kontrolle. Der Appell für finanzielle Unterstützung durch das Erzbistum "ist illusionär."

Dabei hätte die Einrichtung, die 1998 vom Freistaat zur "Körperschaft des öffentlichen Rechts" - verbunden mit großen steuerlichen Vorteilen - erhoben wurde und daraufhin ihren Sitz von Frankfurt nach Oberbayern verlegte, eine Finanzspritze offensichtlich bitter nötig. Von Verbindlichkeiten in Höhe von 280 Millionen Mark ist die Rede. Mehrere Geldgeber sollen sich zurückgezogen haben.

Hilfe erwarten sich Ordensleute auch von ihrem prominentesten Mitglied: Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber. Er gehört zu einem exklusiven Freundeskreis, den weltweit 600 "Familiaren", die bei Auftritten des Ordens den Samtmantel mit dem Ordenskreuz tragen dürfen. Allerdings: "Eine Einstandspflicht des Staates für Verbindlichkeiten des Deutschen Ordens oder anderer kirchlicher Organisationen besteht nicht", teilte das Kultusministerium auf Anfrage mit. Laut Staatskanzlei laufen aber im "Interesse der Versorgung der Patienten und im Interesse der Beschäftigten der Ordenseinrichtungen in Bayern" Gespräche an.

In der Suchthilfe aktiv

Die Ordenswerke erzielten 1999 einem Umsatz von 500 Millionen Mark. Besonders aktiv ist der Orden in der Suchthilfe. Außerdem hatte er angeboten, auch in die kirchliche Schwangerenkonfliktberatung einzusteigen. In Schwaben war zudem eine eigene Hochschule geplant. Nachdem sich der Freristaat jedoch weigerte, einen Großteil der Kosten zu übernehmen, platzte das Unterfangen.

Kritik hatte es in der Vergangenheit vor allem am Führungsstil vom Pater Prior Gottfried Keindl, einst Polizeiseelsorger in Frankfurt, gegeben. Mitarbeiter eines vom Orden in Köln übernommenen Krankenhauses warfen ihm mehrfach "sinnlose und abenteuerliche Investitionen" vor. Selbst einen Partyservice in Düsseldorf und ein Pferdegestüt bei Lüneburg leisteten sich die Patres. Mehrfach, zuletzt im Oktober, konnten die Gehälter der 5500 Mitarbeiter nicht rechtzeitig bezahlt werden.Jetzt stehen zwei Monate aus.

GERHARD LAUCHS